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Architekturbüro Martin Lauth, Wiesbaden

 

Forschungsprojekt Heidenmauer Wiesbaden

Durch Wiesbadens Altstadt verläuft seit spätrömischer
Zeit eine monumentale Mauer, die heute
noch auf einer Länge von ca. 80 m und in einer
Höhe bis ca. 10 m erhalten ist und den Namen
»Heidenmauer« trägt. Dieses römische Bauwerk
querte bereits den damaligen vicus Aquae Mattiacae,
das Heilbad der in Mogontiacum stationierten
römischen Legionen, wie auch die mittelalterliche
Badestadt Wisibada. Sie wird in die Zeit um 370
n.Chr. datiert, Kaiser Valentinian I. zugeschrieben
und als »Bollwerk gegen den Alemannenansturm
zur Reichsverteidigung am Rhein« angesehen.
Tatsächlich spielte diese Mauer eine wichtige
Rolle bei der Reichsverteidigung, jedoch sehr
wahrscheinlich in ganz anderer Weise, nämlich
als Unterbau einer Fernleitung, die das Wasser
der Kisselbornquellen im Taunus bis in den Aufund
Bereitstellungsraum des um 350 n.Chr. neu
formierten Bewegungsheeres im Bereich des
Castellum Mattiacorum weiterführte.
Zu diesem Zweck musste die seit dem 1. Jahrhundert
n.Chr. existierende, ca. 5 km lange Leitung
vom Quellgebiet in das Kastell von Aquae Mattiacae
um weitere ca. 10 km verlängert werden. Um
auf dieser Strecke durch das Salzbachtal das nötige
Gefälle sicherzustellen, war der Bau eines langen
Aquädukts erforderlich, von dem - neben einer
Vielzahl beim Bau der Eisenbahntrasse gefundener
Pfeilerfundamente - nur die sog. Heidenmauer
bis heute erhalten blieb.
TOPOGRAPHISCHE UND HISTORISCHE GEGEBENHEITEN
Der Rhenus fluvius war mit seinem geringen Gefälle
und entsprechend gleichmäßigen Wassern
wichtiger Wasser- und Verkehrsweg, sowohl Transportstrecke
für den Warenverkehr als auch Schifffahrtsstrecke
einer beachtlichen Rhein- und Küstenflotte,
1 die auch in Mogontiacum, dem heutigen
Mainz, große und wichtige Stationshäfen hatte,
verbunden mit Werftanlagen für Schiffsbau und
Unterhalt der Flotte in den vier Jahrhunderten
römischer Zeit (Abb. 1). Natürlich benötigte Mogontiacum
als vorgelagerter, bis zum Fluss vorgeschobener
Sitz der Provinzverwaltung von Obergermanien
und Standort zweier Legionen eine
Fortifikation auch des rechtsrheinischen Geländes.
Hier am Ort des Brückenschlages wurde das
Castellum Mattiacorum2 errichtet, seit der Zeit des
Drusus Germanicus Tiberius3 Ausgangsbasis und
Bereitstellungsraum verschiedener Feldzüge tief
hinein in das germanische Kernland (Abb. 1).
307
Trinkwasser für die Legionen
Zur »Heidenmauer« in Aquae Mattiacae/Wiesbaden*
Martin Lauth
Abb. 1. Aquae Mattiacae (Wiesbaden) am »großen
Rheinknie« mit der römischen »Heidenmauer« - ein
Aquädukt? (historische Stadtkarte Wiesbaden und
Mainz, Bearbeitung M. Lauth).
Dieses rechtsrheinische, der Brückenrampe vorgelagerte
Truppenkastell war Kristallisationspunkt
für das zivile Castellum Mattiacorum als schnell
aufblühender Handelsort und wurde bald unter
dem Sammelbegriff Civitas Mattiacorum Bestandteil
einer trinitas (Verwaltungseinheit), die aus Castellum
Mattiacorum (= Mainz-Kastel), Hofheim am
Taunus4 und Aquae Mattiacae (= Wiesbaden) als
Sitz der Zivilverwaltung bestand.
Früh schon hatten die von Mogontiacum übersetzenden
römischen Kundschafter die große
Dampffontäne im Talkessel vor dem Taunusanstieg
entdeckt, die Aquae Mattiacorum, eine 67 °C
heiße Schüttung aus einer Quellspalte des Tiefengesteins
vor den Taunushöhen. Diese heißen, schon
Plinius dem Älteren bekannten Thermalquellen,
im kalten Germanien den römischen Truppen
hochwillkommen, überschwemmten seit Urzeiten
großflächig die Talsenke, bis heute bekannt als
der »warme Damm«.
Aquae Mattiacae, rechtsrheinisch in einem geschützten
Talkessel zwischen dem Rhein und dem
Taunusgebirge gelegen, wurde früh Heilbad für
die Legionen der Mainzer Garnison und deren Angehörige,
richtungsgebend für die erste befestigte
Römerstrasse dorthin und weiter über den Taunuskamm
direkt zu dem Limeskastell Zugmantel und
anderen Grenzlagern. Diese tangierte das Quellgebiet
unmittelbar und verlief über den heutigen
Römerberg zum befestigten Kastell-Areal, dem
wehrhaften Standort sowohl für örtliche Kohorten
als auch Unterkunft für Badegäste aus den Legionen.
Es wurde im 1. Jahrhundert als Erdwall-
/Holzkastell erbaut, später, nach den Verheerungen
der Jahre 69/70 n.Chr., massiv in Stein errichtet,
mit Wehrmauern und Türmen sowie mit
vier Toren entsprechend klassischer Grundrissform
römischer Truppenkastelle (Abb. 1).
Aquae Mattiacae nahm im Grenzland des gesicherten
Brückenkopfes (Abb. 2) an der Durchgangsstraße
zum Limes also eine mehrfach exponierte
Stellung ein: Es hatte mit seinem Lager eine
wichtige strategische Funktion, mit dem Sitz der
Zivilverwaltung einer trinitas den Status einer
Verwaltungsstadt, und schließlich mit seinen Heilquellen
für den Militärbezirk Mogontiacum eine
herausragende Funktion zur Gesunderhaltung
der Truppe.5 Mehrere großzügige Thermenkomplexe
waren mit allen aus dem römischen Badewesen
bekannten Einrichtungen ausgestattet.
Heißes Thermalwasser sprudelte in der Badestadt
reichlich, Schwierigkeiten hingegen bereitete
vermutlich das Heranschaffen frischen, wohlschmeckenden,
kalten Wassers, nachdem alle vorhandenen
Tiefbrunnen infolge mehrfacher Verheerungen
und Brandschatzungen des vicus bereits
im 1. Jahrhundert mit Brand- und Schlammschichten
bedeckt und gefüllt6 und deshalb für das Wasserdargebot
nicht mehr zu nutzen waren.
Nach allgemeiner Überzeugung, die sich auf
vereinzelte archäologische Funde stützen kann,
wurden sowohl das Militärlager als auch der
vicus, also der Badeort Aquae Mattiacae, bereits
durch eine Fernleitung versorgt, die von Norden
aus dem Gebiet der (noch heute in Kontinuität für
die Wasserversorgung Wiesbadens genutzten)
Kisselbornquellen in einem gedeckten Kanal
geführt wurde.
DIE HEIDENMAUER IN WIESBADEN
Die - nach den Zerstörungen durch mittelalterlichen
Steinraub - heute noch bestehenden massiven
Reste der sogenannten Heidenmauer,7 die
auf einer Länge von ca. 80 m an dem starken
Geländeversatz und 18%igen Geländeabsturz am
Schulberg (vgl. Abb. 3) aufragen, haben eine Höhe
von bis zu 10 m. Sie zeugen von dem einst gewaltigen
Bauwerk mit zwei Rundtürmen,8 das durch
Grabungen, Funde und alte Katasterpläne in der
Innenstadt auf einer Gesamtlänge von mindestens
500 m,9 fast geradlinig nach Ost-Südost verlaufend,
quer durch den ehemaligen vicus des
römischen und mittelalterlichen Badeortes, bis
zum Chor der Marktkirche, nachgewiesen wurde.
Die Mauer wird der starken Bautätigkeit zur
Grenzverteidigung unter Kaiser Valentinian I.
308
Abb. 2. Der Mainzer Limesbrückenkopf mit der römischen
Heerstraße rechtsrheinisch (Regionalkarte aus
Heimatatlas, Bearbeitung M. Lauth).
309
Abb. 3. Die »Heidenmauer« in Wiesbaden, Freilegung zum Durchbruch des Römertores
(Abbruch im Bereich des heutigen Römertors) (historische Fotografie 1901/02, Stadtarchiv Wiesbaden).
Abb. 4. »Heidenmauer« in Schnitt-Darstellung, Bauphase - Aquädukt - Volumina.
zwischen 364 und 373 n.Chr. zugeordnet. In unmittelbarer
Nähe und in der Mauer selbst wurden
Ziegel mit Stempeln der Martenses, Vindices,
Secundani und Portissenses gefunden, Einheiten
des spätantiken Heeres, die zum Kommandobezirk
von Mainz gehörten.
Die Befunduntersuchung der Mauer erlaubt
eindeutige Rückschlüsse auf den Bauprozess (Abb.
4): Nach Errichtung der beiden äußeren Schalmauern
bis zu einer gewissen Höhe wurden diese
mit querliegenden hölzernen Schalungsankern
gesichert und der Hohlraum dazwischen mit
opus caementicium verfüllt. Dann wurde (mit
entsprechender äußerer Abstützung), der nächste
Abschnitt der Schalungsmauern aufgesetzt usw.
Die Löcher, die nach Entfernung der Schalungsanker
in regelmäßigen Abständen verblieben,
sind noch heute ebenso gut zu erkennen wie die
Schichtungen im opus caementicium. Die »technischen
Daten« der Mauer sind in der folgenden
Tabelle aufgeführt:
Die Mauer: Gründungsbreite 3,20 m, teils auf
Holzpfahlrost10 im Bereich »Sauer
land«.
Konstruktion: opus caementicium mit Naturstein
vormauerung aus Taunus-Quarzit
grün;
Höhe: 3-10 m (im heutigen Befund);
schichtweise mit Hilfe von
Schalungsankern, Stärke der
Mauer im Mittel 2,60 m; Länge
der Mauer 500 m.
Volumen im Mittel: 10.000 m3 opus caementicium bei
Vollmauer.
Zement: 2.000 t Kalk, vor Ort gebrannt: entspricht
heute 40.000 Sack Zement.
Auf die für die bisherige Deutung dieser Mauer
als Verteidigungsbollwerk angeführten und die
dagegen stehenden Argumente kann hier nicht
eingegangen werden.
Für eine Zuordnung dieser Heidenmauer in
den größeren Zusammenhang einer Fernwasserleitung
spricht folgendes: Es fällt auf, dass sich
die Heidenmauer in direkter Verlängerung der
quer durch das alte Römerlager laufenden Kisselbornleitung
im Lageraußenbereich anschließt, und
dies gibt der Vorstellung Nahrung, dass Kaiser
Valentinian in Verlängerung des bis zum Lager
bestehenden Kanals eine Wasserleitung gebaut
hat, in der die Heidenmauer aufgrund einer bestimmten
topographischen Lage eine besondere
Rolle spielte:
Die von den Taunusquellen durch das ehemalige
Lager führende Fernwasserleitung, seit der Auflassung
des Militärlagers im 2. Jahrhundert nicht
mehr genutzt, lag auf Höhe +155,00 NN, der im
Tal dicht anschließende vicus auf Höhe +115,00
NN. Der Wasserkanal lag also 40 m über dem
Badeort und hatte im Absturzbereich Schulberg
ein Geländegefälle von 18%, das es gefahrlos zu
überwinden galt (Abb. 5). Diese Situation bedeutet
für die stürzende Freispiegel-Wasserleitung neben
der Gefahr der Beschädigung der Leitung selbst
auch die der Überschwemmung des Siedlungsbereiches.
Vor diesem Hintergrund wurde in Aquae
Mattiacae ein hydraulisches Absturzbauwerk errichtet,
das in seinesgleichen sucht. Es wurde »nach
allen Regeln der Kunst« konstruiert und mit allen
zur Bewältigung einer solchen Situation notwendigen
hydrotechnischen Elementen ausgestattet:
Den Gefälleabsturz nutzte und überwand man
nämlich durch Einschaltung zweier »Türme« als
Beruhigungsbecken vor und hinter der Steilstrecke
(dass diese im Volksmund »Kessel« genannt wurden,
kann kein Zufall sein). Der obere Turm (heute
noch im Ansatz auf 10 m Höhe vorhanden) wurde
unmittelbar vor den Geländeabsturz positioniert,
der untere, seit dem Mittelalter bekannt als der
Teschenturm (Abb. 6), wurde in doppelter Distanz
des Geländeabsturzes errichtet, um hierdurch das
sonst wesentlich größere Gefälle des Geländeabsturzes
auf 10% Gefälle der Leitung selbst zu
reduzieren und das Wasser im zweiten Beruhigungsbecken
aufzufangen. Hinter dem BeckenÜberlauf
konnte man es dann mit 0,75-1% Gefälle
leicht beherrschbar weiterleiten. Ein weiterer mittelalterlicher
Turm, der Stümpert, rechteckig und
gedrückt, mutet im Bereich des großen Teiches
wie ein Auslauf oder ähnliches an, dort jedenfalls
endete vermutlich die Mauer. Der Teschen- oder
auch Tessenturm ist zusammen mit der Heidenmauer
und angebautem Burghaus in historischer
Darstellung dokumentiert (Abb. 6) und Beweis für
die Existenz der Ausführung als offene Bogenmauer
(Aquädukt).
Vergleichbare hydraulische Bauwerke (z.B.
Augsburg, Aspendos, Segovia usw.) waren in der
Antike keine Seltenheit. Probleme dieser Art -
Verwandlung von kinetischer in potentielle
Energie und anschließende Steuerung bzw.
Ableitung - wurden ingenieurtechnisch einwandfrei
gelöst. Beide Türme waren außerdem und
gleichzeitig als Verteilertürme für örtliche Abnahme
geeignet. Eine Vielzahl von Holz-, Blei- und
Tonröhren wurden bei Grabungen gefunden.11
Wie diese Fernleitung dann weitergegangen
sein dürfte, lässt sich aus den in Nord-Süd-Richtung
verlaufenden Pfeilerfundamenten erschließen,
die 1839 im Mühltal (Wiesbaden-Südost)
beim Bau der ersten Eisenbahnstrecke Wiesbaden-
310
Frankfurt gefundenen wurden. Weitere 28 Pfeilerfundamente
kamen 1854 beim Bahnbau zu Tage,
sowie nochmals 57 Pfeilerfundamente auf einer
Länge von 170 m in der Gleistrasse 1906 und 1911
beim Bau des Bahnhofs Wiesbaden-Ost.12 Diese
Funde weisen in ihrem Verlauf auf eine zusammenhängende
Trasse (von Nord, abknickend auf
Südost) in Richtung Castellum Mattiacorum (Mainz-
Kastel) (vgl. die mit Pfeilen markierten Abschnitte
»Fundorte der Pfeilerfundamente« in Abb. 1).
Wenn man alle Einzelstrecken (Quellgebiet
Kisselborn-Kastell; Kastell-Heidenmauer; Heidenmauer-
Pfeilerfundamente in der Bahntrasse;
Pfeilerfundamente in der Bahntrasse-Castellum
Mattiacorum) miteinander verbindet (Abb. 1),
kommt eine großartige, über eine Gesamtdistanz
von 15 km verlaufende Fernleitung zur Wasserführung
des Taunus-Quellwassers in den Raum
Castellum Mattiacorum zustande. Diese war auf
einer Länge von 5 km als unterirdischer Kanal
zum ehemaligen Militärlager Aquae Mattiacae
geführt, und von dort über etwa 10 km Länge als
Aquäduktbrücke das Salzbachtal entlang (Abb. 1).
SINN UND ZWECK DIESER WASSERLEITUNG
Das Rhein-Main-Gebiet erlebte in der langen
Zeitperiode römischer Herrschaft beachtlichen
wirtschaftlichen, technischen und kulturellen
Aufschwung, der nur sehr sporadisch durch kriegerische
Germaneneinfälle unterbrochen wurde,
bis dann Mitte des 4. Jahrhundert einerseits die
Ausdehnung des römischen Reiches eine Grenz-
311
Abb. 5. Das Absturzbauwerk »Heidenmauer«, topographischer Schnitt mit städtebaulicher Einordnung quer
durch den vicus (historischer Stadtplan Wiesbaden um 1900, Zeichnung und Planergänzung M. Lauth).
Abb. 6. Historische Darstellung der »Heidenmauer«
mit Burghaus und Tessen-/Teschenturm als offene
Bogenmauer (Postkarte vor 1900, Stadtarchiv
Wiesbaden).
verteidigung auf einer Länge von über 20.000 km
mit einem »stehenden Heer« unmöglich machte
und andererseits gleichzeitig die ersten Bewegungen
der Völkerwanderung Druck von Osten her
auf die römischen Reichsgrenzen ausübten.
Um 350 n.Chr. wurden die Heeresumstellungen
der Kaiser Konstantin I. und seiner Nachfolger
Valens und Valentinian I. in den Grenzregionen des
gesamten Reiches spürbar: Die großen Truppeneinheiten
der Legionslager wurden aufgelöst bzw.
als »Bewegungsheer«13 neu formiert. Diese Veränderung
betraf auch das linksrheinische Legionslager
Mogontiacum/Mainz.
Dieses neue Bewegungsheer-West, im Wesentlichen
schnelle Eingreifverbände der Reiterei (im
Staatshandbuch Notitia Dignitatum14 als 10.000
equites beziffert) war als mobiles, rückwärtig operierendes
Rückrat der Reichsverteidigung in der
Lage, heute am Nieder- und morgen am Oberrhein
zur Stelle zu sein und eingreifen zu können,
wo immer es notwendig wurde. Diese Strukturreform
hatte den Bau einer Vielzahl kleiner neuer
Grenzkastelle mit leichten örtlichen Grenztruppeneinheiten
(limitanei) zur Folge, die den Grenzverkehr
kontrollierten: zur Abwehr von Feinden,
jedoch durchlässig für den Personenverkehr sesshaft
gewordener und in Verträge eingebundener
Germanen, die in dieser Spätzeit bereits ohnehin
als »auxiliare«15 Einheiten die Last des römischen
Heeres bis hinauf in wichtige Kommandostellen
trugen.
Das römische Besatzungsheer war infolge der
großen Umstellungen in der zweiten Hälfte des 4.
Jahrhunderts verstärkt mit vielen Baumaßnahmen
zur Grenzsicherung befasst, die sich auch auf den
Mainzer Brückenkopf als wichtigsten militärischen
Bereitstellungsraum des mittelrheinischen Gebietes
erstreckten. Verstärkt wurden Militärlager und
Vorratsbauten, Stallungen und Weideplätze angelegt,
welche mit frischem Trinkwasser versorgt
werden mussten.
Im Rahmen dieser Maßnahmen wurde auch die
rechtsrheinische Aufmarsch- und Heeres-Bereitstellungsbasis,
der Raum Castellum Mattiacorum -
Maaraue (Marstall) und Burgus Amoenus, zusammen
mit ihrer Brückenverbindung sowie den
schon vorhandenen Schiffsländen und Burgi von
Kaiser Valentinian I. ausgebaut und von seinen
Verbänden des Bewegungsheeres nachweislich
immer wieder militärisch genutzt.
Von hier, dem Bereich der Civitas Mattiacorium,
jenseits von Mogontiacum und seiner wichtigen
Rheinbrücke, führte die Hauptheeresstraße nach
Nordosten (vgl. Abb. 1), und hier stellten Valentinian
I. und seine Nachfolger ihre mobilen Truppen
auf, um sie gegen die Germanen nach Nordosten
zu führen. Hier mussten die Truppen mit Waffen,
Vorräten und allen notwendigen Ausrüstungen
ausgestattet werden, und dies alles war nur mit
einer funktionierenden Wasserversorgung sicher
und schnell zu gewährleisten.
Dabei spielte die sog Heidenmauer also nicht,
wie bisher angenommen, die Rolle eines Bollwerkes,
eines Verteidigungswalls, sondern war
wesentlicher Bestandteil einer lebenswichtigen
Versorgungseinrichtung der Truppen, indem sie
das im Taunus hervortretende Quellwasser der
Kisselbornquellen bis in den Bereitstellungsraum
des Bewegungsheeres leitete und diesem dadurch
größere Operationsmöglichkeiten erschloss.
ANMERKUNGEN
* Siehe auch Lauth 2004.
1 Jacobi 1996, 531 ff.
2 Jacobi 1996, 539 f.
3 Jacobi 1996, 548 f.
4 Der lateinische Name ist nicht bekannt.
5 Czysz 1994, 84 ff.
6 Schoppa 1974.
7 Czysz 1994, 220 ff.; Kopp 1986, 15.
8 Renkhoff 1980, 5.
9 Renkhoff 1980, 4.
10 Czysz 1994, 221 f.
11 Czysz 1994, 67.
12 Kopp 1986, 13.
13 Schoppa 1974, 74.
14 Hoffmann 1969.
15 Von lat. auxilium - die Hilfe: Hilfstruppen.
BIBLIOGRAPHIE
Cohausen, A. v. 1886, Die Römerquelle an der Spelzmühle
bei Wiesbaden, BJb 82, 212-214 (Rhein. Kurier 4. April
1886).
Czysz, W. 1994, Wiesbaden in der Römerzeit, Stuttgart.
Grewe, K. 1988, Römische Wasserleitungen nördlich der
Alpen, in Geschichte der Wasserversorgung 3, 43-97.
Hoffmann, D. 1969, Das spätrömische Bewegungsheer und die
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Jacobi, H. 1996, Mogontiacum. Das römische Mainz, Geschichte
der Stadt und der Regio Mogontiacensis, Mainz.
Kopp, K. 1986, Wasser von Taunus, Rhein und Ried. Aus zwei
Jahrtausenden Wiesbadener Wasserversorgung, Wiesbaden.
Lauth, M. 2004, Trinkwasser für die Legionen - Zur »Heidenmauer
« in Aquae Mattiacae/Wiesbaden, Schriften der
DWhG 5, 213-243.
Pinsker, B. 1994, Die Kastelle der Römer auf dem Heidenberg,
in Czysz 1994, 235-247.
Renkhoff, O. 1980, Wiesbaden im Mittelalter, Wiesbaden.
Ritterling, E. 1909, Das Kastell Wiesbaden, nach älteren
Untersuchungen des Nassauischen Altertumsvereins, Der
obergermanisch-rätische Limes des Römerreiches, II B, Nr.
31, Heidelberg/Leipzig/Berlin.
Schäfer, A. 1995, Wiesbaden von der Römerzeit bis zur Landeshauptstadt,
Frankfurt a. M.
Schoppa, H. 1974, Aquae Mattiacae. Wiesbadens römische und
alamannisch-merowingische Vergangenheit, Wiesbaden.

 

 

Wiesbaden die Stadt des Wassers, aus Nassauische Annalen 2011

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

























































































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